Vergessen Sie Papierfahrscheine und komplizierte Tarifstrukturen. Der öffentliche Personenverkehr des 21. Jahrhunderts wird neu gestaltet. Wir haben mit Marina Schiffer, Managing Director von Scheidt & Bachmann Slovensko, verantwortlich für den Bereich Fare Collection Systems, über die Veränderungen im Ticketing des öffentlichen Verkehrs gesprochen und wie moderne Fahrgeldmanagementsysteme dazu beitragen, den Service für Fahrgäste effizienter zu gestalten.
Papierfahrscheine und Tarifwissen. Der öffentliche Personenverkehr
Der öffentliche Personenverkehr befindet sich in einem stetigen Wandel. Verkehrsunternehmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen und müssen heute verschiedene Systeme integrieren, um sich auf die Ansprüche der Fahrgäste auszurichten. Wie unsere Systemlösungen dazu beitragen, jene Herausforderungen zu lösen und warum Fahrgeldmanagement heutzutage deutlich mehr bedeutet, als lediglich einen Fahrschein zu erstehen, hat Marina Schiffer, Managing Director von Scheidt & Bachmann Slovensko, in folgendem Interview beleuchtet.
Stellen Sie Scheidt & Bachmann Fare Collection Systems bitte einmal genauer vor.
Scheidt & Bachmann Fare Collection Systems ist führender Anbieter von Systemlösungen, die den öffentlichen Personenverkehr einfach machen. Gemeinsam mit Verkehrsunternehmen auf der ganzen Welt setzen wir uns dafür ein, dass Fahrgäste so angenehm und stressfrei wie möglich unterwegs sind. Nachhaltige Mobilität für alle einfach und zugänglich zu gestalten, ist unser Ziel. Unsere intelligenten Fahrgeldmanagementlösungen lösen diese Herausforderungen.
Sie sprechen über Fahrgeldmanagement. Was genau kann man sich hierunter vorstellen?
Fahrgeldmanagementsysteme ermöglichen es Fahrgästen, ihre Fahrt in U-Bahn, Zug, Bus oder Straßenbahn jederzeit mühelos zu bezahlen. Wir vereinen die innovativen Produkte und Services unserer Marke FareGo mit der einzigartigen Expertise unseres Teams. So entstehen zuverlässige, intuitive und zukunftsweisende Fahrgeldmanagementsysteme.
Welchen Herausforderungen stehen Verkehrsunternehmen gegenüber?
Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Tarifen, Ticketmedien und Bezahlmethoden. Wie früher können Fahrgäste einen traditionellen Fahrschein an einem Fahrscheinautomaten kaufen. Doch bereits hier ergeben sich eine Vielzahl an Variablen. Während früher primär Bargeld verwendet wurde, verwenden viele Fahrgäste mittlerweile digitale Medien. Hierfür greifen sie zu einer kontaktlosen Debit- oder Kreditkarte oder bezahlen mit einer mobilen Wallet. Darüber hinaus existieren Angebote wie Ticketing-Apps oder Abo-Modelle. Für eine Fahrt zu bezahlen, ist also deutlich komplexer, als aus auf den ersten Blick erscheint. Diese vielfältigen Herausforderungen adressieren wir mit unserem modularen Fahrgeldmanagementportfolio.
In welche Segmente ist Ihr Portfolio unterteilt?
Insgesamt besteht es aus vier Bereichen. Zunächst bieten wir Geräte für Verkauf und Validierung von Fahrscheinen an. Diese sind an eine zentrale, Cloud-basierte Management-Plattform angebunden, die das gesamte System steuert. Dieses Kernsystem kann um ein Datenmanagementsystem erweitert werden, das eine detaillierte Analyse und Optimierung des Betriebs ermöglicht. Zu guter Letzt vervollständigt ein umfangreiches Service-Portfolio unser Angebot und entlastet Verkehrsunternehmen, indem wir mit unserem Fachwissen zahlreiche Aufgaben für unsere Partner übernehmen, sodass sie sich vollständig darauf konzentrieren können, worauf es ankommt: mit einem digitalen und zukunftsorientierten Verkehrsangebot die nachhaltige Mobilität der Zukunft zu gestalten, um Fahrgästen ein reibungsloses Reiseerlebnis zu bieten.
Können Sie uns ein System nennen, in denen Bereiche des Portfolios konkret umgesetzt werden?
Ein gutes Beispiel für die Umsetzung unseres Portfolios sind Open Payment Systeme. Fahrgäste checken sich zu Beginn und am Ende der Fahrt an einem Validator mit ihrer mobilen Wallet, Smart Card oder kontaktlosen Kredit- oder Debitkarte ein, woraufhin das System vollkommen automatisch den besten Tarif auswählt und das Entgelt abzieht. Der Vorteil für Fahrgäste ist ein hochgradig komfortables Reiseerlebnis, da sie im Vorfeld keinen Fahrschein kaufen und über kein Tarifwissen verfügen müssen. Auch eine Registrierung entfällt. Fahrgäste können einfach einsteigen und losfahren. Den Rest erledigt unser System.
Befindet sich ein solches System bereits im Einsatz?
Ja, das erste deutsche Open Payment System in Bonn ist beispielsweise von uns. In diesem innovativen System haben wir zusätzlichen zu klassischen öffentlichen Verkehrsmitteln ebenfalls Mikromobilitätsoptionen integriert, sodass Busse, Züge, Straßenbahnen, Fahrräder, E-Scooter und Taxis alle über einen einheitlichen Zugang bequem mithilfe einer einzigen App genutzt und bezahlt werden können. Das Jonglieren multipler Apps für unterschiedliche Mobilitätsformen entfällt. Des Weiteren haben wir Open Payment Systeme in Kanada und den Niederlanden umgesetzt.
Können Sie die Umsetzung Ihres Systems in den Niederlanden genauer erläutern?
In den Niederlanden bieten wir eine große Systemplattform an, die landesweit den öffentlichen Personenverkehr steuert und ein einheitliches Ticketing ermöglicht. Wir verwalten und stellen eine zentrale Plattform, die jährlich über zwei Milliarden Transaktionen und 10 Millionen Transaktionen pro Tag abwickelt. Mehr als 14 Millionen aktive Karten und 60.000 Feldgeräte sind an dieses System angeschlossen. Von Validierung, über Ticketverkauf bis zu Tap und Go mit OV-Chipkaart, App oder Kreditkarte – unser System bündelt alle Leistungen und vereinfacht das Ticketing landesweit.
Abschließend eine finale Frage. Sie haben vor Kurzem das neue Fare Gate FareGo PG|50 vorgestellt. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem neuen Fare Gate?
Eines unserer zentralen Anliegen war es, Betrugsversuche zu reduzieren. Allein New Yorks Metropolitan Transportation Authority verliert knapp 700 Millionen US-Dollar jährlich durch nicht bezahlte Fahrscheine. Das FareGo PG|50 ist in der Lage, Betrugsversuche wie Tailgaiting, also den illegalen Durchgang mehrerer Personen mit nur einem Fahrschein, dank der innovativen Sensortechnologie zuverlässig zu verhindern. Zudem unterscheidet es präzise zwischen Personen und Objekten, womit sich das FareGo PG|50 perfekt den individuellen Bedürfnissen der Fahrgäste anpasst und zugleich den Fahrgastfluss optimiert, wodurch Personenstaus während der Rushhour effektiv reduziert werden. In Kombination mit dem modularen Design, das eine flexible und kontinuierliche Erweiterung unseres Fare Gates gestattet, ist unser FareGo PG|50 die ideale Plattform, um den öffentlichen Personenverkehr effizienter, zugänglicher und komfortabler zu gestalten.
Vielen Dank Marina für die spannenden Einblicke in die Welt moderner Fahrgeldmanagementsysteme!